Zuchterhalt - Wesermarsch-Weißköpfe

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Als erstes Tier ins Herdbuch der Wesermarsch 1918 eingetragen:
Der Bock „Anfang 1“ Züchter: Ad. Franksen, Sinswürden; Besitzer: öfter gewechselt.
eine gefährdete Rasse
Das Weißköpfige Fleischschaf war in der Wesermarsch das Schaf schlechthin. Doch der Bestand von 7500 eingetragenen Tieren im Jahr 1921 schrumpfte stetig. Im heutigen Weser-Ems-Gebiet sank die Zahl der Weißköpfe auf unter 700 erwachsene Herdbuchtiere. Dabei ist an dem Schaf nichts Negatives festzustellen. Die innere Verfettung wurde weggezüchtet und die täglichen Zunahmen sowie die Fruchtbarkeit halten der Konkurrenz anderer Rassen stand. „Ein Generationsproblem“, sagte ein Händler, und das wird es wohl sein. In den 1980ern stellten die Weißkopfzüchter schon fest, dass der Nachwuchs fehlt.
Im Jahr 2000 wurde der Abwärtstrend ernst genommen und vom Land Niedersachsen eine Zuchterhaltungsprämie eingeführt, die die Entwicklung abfing. Heute nennt sich die Prämie "Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Zucht und Erhaltung gefährdeter Nutztierrassen - Pferde-, Rinder-, Schaf-, Ziegen- und Schweinerassen" und wird für Weißköpfige Fleischschafe in den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen nach Beantragung gezahlt.
Unser Beitrag zum Zuchterhalt und Zuchtfortschritt
Unsere Weißkopfherde geht auf nur zwei Mutterlinien zurück. Die "O-Linie", in Ovicap lässt sie sich namentlich bis 1986 zurückverfolgen. Als Züchter von "Olla" ist dort Fritz-Albert Köchel aus Syubkelhausen eingetragen. Die "G-Linie" ist namentlich bis 1987 zurückverfolgbar. "Gretel" steht beim Züchter Hans-Hermann Pundt aus Neudorf eingetragen. Im Jahr 2018 ersteigerte ich in Iggewarden auf der Jubiläumsveranstaltung "100 Jahre Weißköpfiges Fleischschaf" ein Mutterlamm der "E-Linie". Erstmals wagte ich einen Zukauf eines weiblichen Tieres. Die Vorfahrin "Else" wurde 1989 im Bestand von Meike Lampe geboren. Der Neuzugang "Elfriede" bereitete mir so viel Freude, dass ich im folgenden Jahr "Elsa" aus der selben Linie dazu geschenkt bekam. Das erste EDV-geführte Herdbuchprogramm wurde 1992 eingeführt. So erklärt sich die Rückverfolgbarkeit über das aktuelle Programm Ovicap nur bis in die 1980er Jahre. Ein weiterer Rückblick wird über die Herdbuchaufnahme-Kladden erreicht.

Für die zwei, neuerdings drei Mutterlinien, stehen jedes Jahr bis zu fünf Böcke aus unterschiedlichen Linien zur Verfügung. Sowohl der Holsteiner Typ mit ausgeprägtem Wollbesatz an Beinen und Kopf, dunkel pigmentierter Nasenschleimhaut und schwarzen Klauen als auch der Weser-Ems Typ mit etwas weniger Wolle und dunkler oder gesprenkelter Nasenschleimhaut werden eingesetzt. Schwierig wird es mittlerweile, stark im Berrichon Typ stehende Böcke zu finden. Durch einen Rückkauf der "R-Linie" mit rosa Nase, hellen Klauen, feiner Wolle, wollfreien Beinen und ohne Wollschopf versuch ich auch diese Richtung zu erhalten. Leider verliert sie sich und mit ihr auch die unglaublich breite Rückenpartie dieser Schafe und ihrer Asaisonalität.

Trotz aller Linien-Philosophie müssen unsere Schafe dem Zuchtziel entsprechen, gut aussehen mit gerader Oberlinie, tiefer Rippe und guter Bemuskelung. Überwiegend werden die schon im September und Oktober geborenen Tiere behalten, um die Veranlagung zur langen Brunstsaison weiter im Bestand zu erhalten. Bei dieser frühgeborenen Gruppe wird die Fettauflage und Muskeldicke mittels Ultraschalluntersuchung zwischen dem 80. und 120. Lebenstag festgestellt. Gefallen Nachzügler besonders gut, gibt es schon mal Schafe ohne Ultraschallwerte im Bestand.

Nach einer abschließenden Bestandsuntersuchung im Januar 2019 ist unser Betrieb als "TSE - resistenter Schafzuchtbetrieb" anerkannt (ARR/ARR*).

Weiter arbeite ich an Parasiten-Widerstandsfähigkeit und guter Zunahme bei schlechter Futtergrundlage, eigentlich ein "No-Go" für Weißköpfe. Eine Gruppe von zehn Mutterschafen mit ihren spätgeborenen Lämmern weidete dazu ab Mai 2012 auf einem Grenzstandort mit hohem Parasitendruck. Die wenigen Lämmer, die sich trotz üblen Parasiten bei sorgfältiger Entwurmung zwischen Binsen, Rasen Schmiele, wolligem Honiggras und Schafschwingel gut entwickelten, wurden zur Zucht behalten. So bildete sich eine eigene Gruppe an Schafen heraus, die bedenkenlos ins Moor gestellt werden konnte. 2017 kam noch der Versuch des "Nicht-Kupierens" innerhalb dieser Gruppe dazu. Wahrscheinlich haben diese lustig baumelden Schwänze die Wölfe  dazu animiert, genau drei der vier unkupierten Schafe aus dieser Gruppe zu reißen. Die Hälfte der Gruppe verlammte, eines davon ist auch im zweiten Jahr nicht wieder tragend geworden. Darauf folgten zwei Jahre Dürre und Mäuse, es wird dauern, bis sich der Bestand davon züchterisch erholt haben wird. Daran wird fleißig gearbeitet.
Manchmal kommen uns Zweifel an der Schafhaltung
Mäusefraß nach Dürre


Wolfsabwehrzäune stecken


Wolfsrisse


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